"Gleichmacherei" - Auf dem Weg zum digitalen Leuchtturm für Menschen mit Demenz


[Screenshot aus der 2. Schulung zum NRW-Projekt]

Vor ein paar Tagen hat der 2. Schulungsteil des Formats "Interaktive digitale Museumsführungen für Menschen mit Demenz" stattgefunden. Wir schreiben Halbzeit - ohne jetzt Pause zu machen. Das Projekt des Landes NRW soll besonders ländliche Räume in den Blick nehmen, und so beteiligen sich - auf dem Wege zu kleinen digitalen "Leuchttürmen" - zehn ambulante und stationäre Senioreneinrichtungen am Niederrhein, im Bergischen Land, in der Eifel und im Siebengebirge. Die technischen und räumlichen Voraussetzungen sind sehr unterschiedlich. Mit Blick auf das Bundesprojekt (während der Pandemie 2020/21) zeigt sich jedoch, dass die Ausstattung und auch die Netzqualität im allgemeinen besser und zuverlässiger geworden ist.


[Fotos: Eva Flader]

Bessere technische Voraussetzungen

Die beigefügten Fotos und Beschreibungen der technischen Vorbereitungen (für die wir danken!) zeigen, dass sehr unterschiedliche Räume '"bespielt" werden sollen und dass die Teilnehmenden Bewohner*innen sein können - aber auch "Gäste". Saal-ähnliche Räume können sich dabei nicht weniger als schwierig erweisen als enge Büros. Aber das Pilotprojekt sieht vor, dass wir individuell versuchen, für jeden Raum eine möglichst optimale Ausgangssituation zum Empfang einer digitalen Museumsführung zu erreichen...

Digitale kulturelle Teilhabe als "Gleichmacherei"

Dabei zeigt sich übrigens auch eine Fähigkeit digitaler Formate: sie können Gleichmacher sein, indem sie ländlichen, manchmal recht abgeschiedenen Orten und Landschaften neue Möglichkeiten der Teilhabe bieten. Gerade auch für den Inklusionsbereich. Gerade auch für Menschen mit kognitiven Einschränkungen.


Checkliste „Digitale Museumsführung“ -
Johanniter Begegnungsstätte Alt und Jung in Rösrath, Bergisches-Land // Frau Flader

Technik:
- Laptop über HDMI-Kabel und Lautsprecherkabel an der Wand anschließen
- Kamera über USB-Verlängerungskabel an den Laptop anschließen, Kabelverbindung mit Klebeband fixieren
- Leinwand herunterfahren und Beamer anschalten
- Falls die Kamera nicht erkannt wird: über die Schaltfläche „Video“ in der Zoom-Oberfläche auswählen
- Stativ: 1x Beine ausfahren + ca. 20 cm hochkurbeln
  Sonstiges:
- alle Lamellen zumachen
- Licht aus
- Stühle nicht zu schräg aufstellen (siehe Foto)


Die teils akrobatischen stets jedoch engagierten Bemühungen von beteiligten Kolleg*innen im Bundesprojekt vor zwei Jahren sind aktuell in verschiedenen Institutionen einem zumeist routinierten Umgang mit der Technik gewichen, teils unter Hinzuziehung von Technikern. Wo dies noch nicht der Fall ist, versuchen wir gerade auch aufgrund der früheren Erfahrungen in unserem begleitenden individuellen technischen Setting besonders gründlich, aber geduldig und hartnäckig Hilfestellung zu geben.

Wir achten jetzt darauf, dass die einmal gefundenen "optimalen" visuellen und akustischen Einstellungen und die Vorbereitung des Raumes, wo eine solche interaktive Führung stattfinden soll, detailliert festgehalten wird. Auch nach zwei Monaten und durch eine andere Person in der Sozial-kulturellen Betreuung sollen die Vorbereitungen für eine solche digitale Museumsführung nicht wieder von Null anfangen müssen. Denn bekanntlich ist die Fluktuation im Pflegebereich groß.


[Fotos: Frau Döll, AWOTagespflege Löhne]


Checkliste „Digitale Museumsführung“ - AWO Tagespflege Löhne/Herford // Frau Döll
Tisch unter dem Fernseher quer stellen. Fernseher starten.
Laptop starten. Laptop über HDMI Kabel mit dem Fernseher verbinden.
Webcam Ständer ausziehen und über USB Verlängerungskabel mit Lapp Top Verbinden.
Beide Kabel auf der rechten Seite des Laptop einstecken (nicht links, sonst hatten wir einen dunklen Balken, der über die Webcam zu sehen war).
Auf dem Laptop links unten auf dem Kamerazeichen die andere Kamera aktivieren.
Jalousien an beiden Fenstern bis unten zuziehen, aber mit Sichtlücken.
Deckenlampe ausschalten (= Einstellung für sonniges Wetter)
6 - 8 Stühle im Halbkreis vor den Fernseher stellen.
Webcam zwischen Tisch und Tagesgästen platzieren.
Digitalen Zugang aktivieren.


Nachhaltigkeit

Allerdings zeigt sich, dass uns der allgemeine Pflegenotstand auf den Fersen ist. Etwa ein Viertel der Einrichtungen sind mit Beginn der Schulungsphase oder im Zuge der individuell zu vereinbarenden technischen Settings ausgeschieden: zumeist wegen Personalknappheit und dem Einsatz in anderen Betreuungsbereichen. Man hofft später, im Herbst, im nächsten Jahr... erneut eine Gelegenheit zu bekommen.. Das Format selbst stand jedoch nie in Frage. Eher im Gegenteil, wie die Aussage der Leiterin der Sozial-kulturellen Betreuung in einem Seniorenhaus zeigt.

"Ich bin im Moment allein in der Betreuung... aber ich mache es...!"

Wir haben diesmal auch deutlicher gebeten, gerade für den sensiblen Bereich kulturelle Teilhabe ehrenamtlich Tätige mit einzubeziehen. Dies ist noch nicht bei allen Einrichtungen gelungen. Seniorenhäuser sind damit selbstverständlicher unterwegs als etwa ambulante Tagespflegen. Im Weiteren haben wir angeregt, in das Quartier, den Stadt- oder Ortsteil einzuwirken und ein kleines Netzwerk digitaler Teilhabe anzuregen. Auch das wurde verschiedentlich in den Blick genommen, braucht aber mehr Zeit. 

Das Format ist so figuriert, dass nach den Schulungen zwei kostenlose digitale Probeführungen für Bewohner*innen angeboten werden. Damit soll das neue Angebot für die beteiligten Einrichtungen wirklich eingeführt werden. Möglichst zeitnah und interaktiv. Die Erfahrungen zeigen, dass dies ein Schlüssel sein kann für die Nachhaltigkeit des Projekts. Zugleich wäre die zweite Führung dann eine Gelegenheit, ein regionales Netzwerk digital einzubeziehen. 



Das Projekt wird gefördert durch das:

         


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