Voraussetzungen für eine kulturelle Teilhabe von Demenzkranken - und ein paar Schwierigkeiten

Am sogenannten Kultursonntag wurde in Köln erstmals auch ein Atelierbesuch für demenziell Erkrankte angeboten. Unter dem Titel Lebensfäden öffnete die Künstlerin Carola Willbrand ihre Kunstwerkstatt in Riehl (auf dem Gelände des SBK - vormals 'Riehler Heimstätten').

 

Jochen Schmauck und Michael Becker von dementia+art hatten zuvor zusammen mit der Künstlerin für günstige Rahmenbedingungen gesorgt und ein kleines 'Programm' vorbereitet, das die vorhandenen Ressourcen der Besucher berücksichtigen und ein lebendiges sinnliches Erleben bieten sollte. Dabei ist eine wertschätzende Kommunikation eine Grundvoraussetzung.
Mit ihren Lebensfäden gibt die Künstlerin Carola Willbrand demenziell veränderten Besuchern die Möglichkeit, an noch vorhandene Erinnerungen anzuknüpfen. In der Tradition der Offenen Ateliers gab sie Auskunft über ihre Arbeit und ließ sich gleichsam dabei über die Schulter sehen.

Carola Willbrand beschäftigt sich seit vielen Jahren mit textilen Arbeiten. Zentral ist für sie der Begriff der „Lebensfäden“. In ihren „Faden-Zeichnungen“ mit der Nähmaschine, den Kleid-Skulpturen und anderen Arbeiten verarbeitet die Künstlerin eigene und fremde Erinnerungen und verknüpft sie auf ihre Weise zu ‚Lebensfäden‘. In ihrem Atelier waren dazu eindrucksvolle großformatige Arbeiten zu sehen.

Bei einer Tasse Kaffee und Gebäck ergaben sich mit den Besuchern intensive Gespräche, die sowohl den Themenkreis Demenz und den Bereich einer kulturellen Teilhabe betrafen als auch die künstlerischen Arbeiten von Carola Willbrand.

An diesem Nachmittag trug die Künstlerin natürlich ihr 'Lebensfäden'-Kleid. In den aufgenähten Bildern spiegelten sich Erinnerungen und verschiedene Lebenslinien. Und so hatte Carola Willbrand als Willkommen für die Besucher schon zu Beginn aus den zahlreichen Kleidertaschen lange Fäden gezogen, um sie an die Besucher zu verschenken.

Michael Becker von dementia+art begleitete den Nachmittag situativ mit alten Liedern auf der Gitarre. Tina Schuster von Haptikon hatte ihre 'Spiel- und Fördermaterialien für die Sinne' ausgebreitet. Darunter auch die 'LebensSchätze', die sich im Anklang an das Thema 'Lebensfäden' als eine schöne Form für eine vorausschauende Biografiearbeit anboten.

Zum Abschluss des Atelierbesuchs wurden die Besucher ermuntert, aus den Wollfäden, die sie von Carola Willbrand als Willkommensgruß erhalten hatten, einen individuellen Erinnerungsfaden zu formen. Er konnte als Andenken mitgenommen werden. Das Angebot wurde gerne angenommen. Mit Hilfe von Nadel und Faden, Farbe, Leim, Leinwand, Pappe und anderen Materalien kam es zu sehr eigenen Vorstellungen über den Verlauf des eigenen 'Lebensfadens'.

Es fanden sich eine ganze Reihe von Besuchern ein. Vor allem interessierte Angehörige von an Demenz erkrankten Personen. Leider jedoch niemand aus der Zielgruppe selbst. Das Problem "Wie soll ich mit meinem an Demenz erkrankten Angehörigen in das Atelier und wieder zurück nach Hause kommen?" schien nach wie vor eine beachtliche Hemmschwelle darzustellen. d+a wird daran arbeiten, diese Barriere zu beseitigen.

http://www.carolawillbrand.de

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